Vorwärts immer, Rückwärts nimmer

11. November 2019 vonhamu

Trotz neuer Spiegel, die das Manövrieren im Straßenverkehr ungemein vereinfacht haben, sieht man nach hinten nichts. Es gab sogar schon die Situation, dass ich beinahe eine Campingplatzbesitzerin beim Rückwärtsfahren mal Mobi persönlich von unten vorgestellt hätte. Sie ist aus dem Blickfeld verschwunden und hat dann hinter Mobi halt gemacht, um das Handy zu checken. Wie gut, dass ich eine menschliche Einparkhilfe hatte. Diese kann man aber nicht immer dabei haben, darum muss eine Rückfahrkamera her.

Recherche

Meine erste Idee war es, eine WLAN- oder Bluetooth-Kamera zu kaufen und diese dann mit dem Handy als Display zu verwenden. Das Problem: Wie lange gibt es den Hersteller und wie lange werden mir Software-Updates für die unweigerlich benötigte App geliefert? Funktioniert die App dann auch mit dem nächsten Smartphone? Da ich selbst aus der IT komme, geht die Wahrscheinlichkeit gegen Null, diese Fragen mit Ja zu beantworten. Und wie störungsanfällig ist die kabellose Verbindung? Besonders unter der Berücksichtigung, dass noch viel Technik in dieses Fahrzeug einkehren wird und ob dies Störsignale erzeugt.

Die Rückfahrkamera sollte also folgende Kriterien erfüllen:

• Rückfahrkamera und Display aus einer Hand
• Rückfahrkamera mit guter Sicht im Dunkeln und Hellen
• Display soll im Cockpit nicht fremd wirken
• verkabelt, kein Funk (WLAN / Bluetooth)

Nach ein wenig Recherche, bin ich auf Amazon über Auto-Vox gestolpert. Die haben verschiedene Modelle, doch ich konnte mich für das Modell X1Pro begeistern. Die Bewertungen klagen super. Es gab sogar Positivmeldungen, was den Support angeht. Alle Punkte von oben werden erfüllt, das Beste: Das Display ist der Rückspiegel. Unauffälliger geht's kaum.

Zusätzlich gibt's noch ein paar Nice-to-have-Features:

• GPS: Anzeige der Geschwindigkeit und Uhrzeit im Display
  besonders gut, da die Uhr im Armaturenbrett immer falsch geht durch Batterietrennschalter und der Tacho grundsätzlich 5-10 km/h zu wenig anzeigt
• Dashcam am Spiegel mit Aufzeichnungsfunktion
  eigentlich nutzlos, aber vielleicht als Urlaubsvideo der gefahrenen Strecken ganz witzig
• Spurwarnassistent
  durch die Kamera vorne möglich, mal schauen, wie gut der in der Praxis ist

Einbau

Dadurch, dass Mobi ziemlich entkernt ist, gestaltet sich der Einbau relativ einfach. Die Rückfahrkamera wird mit Hilfe der Klebepads und Montagewinkel festgeklebt, anschließend ein Loch fürs Kabel gebohrt und das Kabel nach vorne gelegt.

Vorne wird's ein wenig komplizierter. Zunächst muss der alte Spiegel ab. Das hatten wir schon vorher erledigt, weil er keine Funktion hatte. Die Heckscheiben sind 1. mit einer Milchglasfolie versehen und wir 2. diese inzwischen zugehangen haben. Das Abmontieren war sehr einfach, der Fuß des Spiegels war mittels Klebepad an der Frontscheibe befestigt.

Der neue Spiegelfuß muss in unserem Fall verklebt werden. Dies gestaltet sich als die größte Hürde. Beim Schreiben des Artikels haben wir bereits drei Methoden ausprobiert, die nicht gehalten haben: Epoxy, 3M Klebepad, spezielles Klebepad für Ford-Rückspiegel (eBay). Alle drei haben den Spiegel in mehr oder minder langen Abständen nicht tragen können. Beim Versuch, einen Spezialkleber bei ATU zu kaufen, war die erste Frage direkt: "Ist es ein Ford? Ja? Dann haben wir nichts, das hält." Wie es scheint, sind die Ford-Scheiben speziell beschichtet und deshalb klebt nicht alles.

Update: Mit Hilfe eines (auch in der Bedienungsanleitung empfohlenen) UV-Klebers hält der Spiegel jetzt schon mehrere Monate.

Um die Kabel relativ unauffällig zu verstauten, muss Mobi ein neues Loch ertragen. Das Loch wird mit Rostschutzfarbe behandelt und anschließend wird eine Kabeldurchführung aus Gummi verbaut, damit die Kabel nicht durchscheuern. Nachdem der Spiegel befestigt ist, muss nur noch der Kabelkanal zurecht gekürzt werden.

Jetzt alle Kabel verbinden ist einfach. Wir haben Glück und in dem Schalterpanel im Fahrerhausdach sind sowohl Dauerplus, als auch Zündungsplus. Damit das Umschalten bei Betätigen des Rückwärtsgangs klappt, habe ich mit einem Multimeter das entsprechende Kabel an der Rückleuchte identifiziert und mit dem Kabel der Rückfahrkamera verbunden. Das Handbuch ist in der Installation relativ gut, was den Einbau angeht.

Die magnetische GPS-Antenne habe ich einfach von Innen/Oben an das vorhandene Metalldach von der Fahrerkabine gepackt. Es ist alles verbunden, jetzt kann getestet werden.

Test und Fazit

Es klappt wirklich alles, ohne Probleme. Das Bild ist gut, das Umschalten im Rückwärtsgang klappt, das GPS-Signal ist vorhanden und zeigt auch die richtige Geschwindigkeit an.

Mein Fazit nach einigem Fahren mit dem System ist durchweg positiv. Dank neuer Spiegel und der Rückfahrkamera gestaltet sich das Ein- und Ausparken als problemlos. Die GPS-Geschwindigkeitsanzeige ist wirklich super, vorher habe ich diese durch mein Smartphone realisiert, jetzt kann ich darauf verzichten.

Ein Nachtsichtwunder sind beide Kameras nicht, ohne Licht (Abblendlicht bzw. Rückwärtsgang) sieht man wirklich nichts. Das ist bei der Dashcam relativ egal, weil das Bild mit eingeschaltetem Abblendlicht gut ist. Für die hintere Kamera hätte ich mir etwas mehr Nachtsicht gewünscht. So muss ich dann doch noch zum Kontrollieren, ob nach hinten alles passt, den Rückwärtsgang einschalten. Vielleicht werde mir mit Zusatzleuchten Abhilfe schaffen, sollte es mich langfristig nerven.

Die ganzen zusätzlichen Features sind eher nice to have. Die Zeit wird zeigen, was wir davon wirklich nutzen. Der "Spurassistent" weiß natürlich nicht, wie breit das Auto wirklich ist. Und er beobachtet durch die Frontkamera eher, wie der Normalzustand ist und meldet sich, sobald sich ändert, was er sieht. Wenn ich bspw. auf einer doch sehr breiten Autobahnspur schon weit rechts fahre, bemerkt er nicht, wenn ich diese Linie überschreite. Wenn ich ganz Links in der Spur fahre, meckert er schon, sobald ich weiter rechts fahre, aber immer noch in der Spur bin. Bei regennasser Fahrbahn und Sonnenschein hatte die Kamera Probleme zu erkennen, was Linien und was Reflektionen waren. Leider meckert bei so unklarer Lage das System die ganze Zeit und so wurde der Ton ganz schnell ausgestellt.

Folgende Informationen habe ich weder im Handbuch, noch im Internet gefunden: Das Einstellen der Parklinien und wie das System mit unserem Batterietrennschalter umgeht. Die Parklinien werden durch den Touchscreen realisiert. Sobald man im Rückwärtsgang ist, kann man diese verschieben, sogar das Einstellen der orangen und roten Linie, ist so möglich. Diese Einstellung ist nicht so einfach, bleibt aber gespeichert. Genau wie generell alle Einstellungen, sobald man das System vom Strom trennt. Man sollte nach dem Ausmachen der Zündung nur darauf achten, dass das Betriebssystem des Spiegels genügend Zeit bekommt, herunterzufahren und erst dann den Batterietrennschalter betätigen. Ansonsten kann es passieren, dass er gerade getätigte Einstellungen vergisst und/oder Videodateien nicht richtig abgespeichert werden.

Bonus: Videoinfos

Und nun noch ein paar Informationen zum Video und dem verwendeten Codec. Alle Videos werden - inkl. der Geschwindigkeit und Position - in einen MOV-Container gespeichert.

Ich bin, bis jetzt, noch nicht dahinter gekommen, wie genau die Zusatzinformationen zugänglich sind. Wenn man das mitgelieferte Programm verwendet, werden Geschwindigkeit und GPS-Position angezeigt, man kann dort auch die Strecke verfolgen, die man gefahren ist. Leider ist das Programm nicht gerade toll und funkt auch direkt nach China für verschiedene Funktionen. Zu finden ist das Programm auf der SD-Karte, nachdem man sie im Spiegel selbst formatiert hat.